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Was sind Faszien?

Faszien – ein faszinierendes Gewebe, das Vitalität, Struktur und Ordnung des Organismus ermöglicht. Früher als Einzelstrukturen und „Füllmaterial“ gesehen, werden sie heute als ein den ganzen Körper durchziehendes und verbindendes Netzwerk verstanden. Als größtes sensorisches Organ gewährleisten Faszien die physiologischen Funktionen des Organismus und bilden die Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden.

Eine Vielzahl von lebenswichtigen Funktionen sind in den Faszien begründet: Zirkulation und Versorgung, Stütze und Bewegung, Immun- und Abwehrfunktion, Wahrnehmung (außen und innen), Wundheilung, Träger- und Transportfunktion.

Bedeutung der Faszien

Klinische Studien, wissenschaftliche Forschungen und praktische Erfahrungen zeigen uns immer mehr die wichtige Bedeutung der Faszien bei pathologischen Prozessen. Funktionseinschränkungen der Faszien lösen häufig Funktionseinschränkungen der von diesen Faszien umhüllten Strukturen aus. Pathologische Veränderungen betreffen immer sowohl die Struktur selbst als auch die umhüllende Faszie: muskuläre Dysbalancen stehen in Zusammenhang mit dem Zustand der somatischen Faszien, ebenso wie organische Erkrankungen häufig mit Änderungen an den viszeralen Faszien einhergehen. Auch Dysfunktionen des zentralen Nervensystems korrelieren mit den Faszien, im Speziellen mit den Hirn- und Rückenmarkshäuten. Auch Zirkulations- und Innervationsstörungen werden häufig mit dem Fasziensystem in Zusammenhang gebracht.

Die Faszien geben durch ihre Ausrichtung, ihre Dichte und den Verlauf der Fasern die Bewegungsrichtungen vor. Sie übertragen die Kräfte zwischen den Muskelfasern und dem passiven Bewegungsapparat und können ihre Eigenspannung durch Kontraktion von gewebespezifischen Zellen (Myofibroblasten) verändern. Das Zusammenspiel mit den Körperflüssigkeiten gewährleistet Plastizität, Gleitbewegungen und elastische Vorspannung des Gewebes.

Die Propriozeption (Eigenwahrnehmung) erfolgt zu einem großen Teil über freie Nervenendigungen in den Faszien. Diese melden Stellung, Spannung, auftretende Kräfte und Bewegungen an das Zentrale Nervensystem. Somit sind Faszien der Schlüssel für gerichtete, geführte und kontrollierte Bewegungen und die Grundlage für die einwandfreie Funktion des Bewegungssystems.
Die Funktion der Kraftübertragung, verbunden mit der hohen Innervation, macht die Faszien zum wichtigsten Gewebe der Koordination. In besonders hoch innervierten Regionen erfolgt die Einleitung, Führung und Kontrolle von Bewegung.

Faszien und Organe

Alle Organe (Viszera) des menschlichen Körpers sind sehr eng mit den Faszien vernetzt. Die Organe werden von ihnen getragen, ernährt, innerviert, gegen andere Organe abgegrenzt, beweglich gehalten, vor Infekten geschützt und untereinander verbunden. Diesem Fasziennetzwerk liegt eine exakt definierte Ordnung und Struktur zugrunde, die den Organen Form und Halt gibt und sie gleichzeitig in den Körperhöhlen befestigt. Die Körperhöhlen ihrerseits werden von Strukturen des Bewegungsapparates gebildet, wodurch eine enge Verbindung zwischen den Organen und dem Bewegungsapparat entsteht.

Faszien und Nerven

Das Nervensystem wird ebenfalls von den Faszien getragen, geführt, ernährt, innerviert, gegen andere Strukturen abgegrenzt, von Kräften entkoppelt und beweglich gehalten. Das Netzwerk der Faszien stellt die Grundlage der Gesundheit, der einwandfreien Funktion und der Mobilität des Nervensystems dar.

Nerven sind sowohl starken Dehnungen als auch kräftigen Kompressionen ausgesetzt, wobei sie selbst unter sehr hohen Belastungen die uneingeschränkte Funktion aufrecht halten können. Entscheidend hierfür ist die enge Verbindung zum Bindegewebe. Faszien bilden eine kontinuierliche Umhüllung des Nervensystems, sozusagen ein durchgehendes Kompartiment. In dieses sind die Nerven eingebettet, an bestimmten Stellen fixiert und werden an anderen gleitend geführt.
Der Begriff Neurofaszie beschreibt diese Einheit des Nervensystems mit den umgebenden und durchziehenden faszialen Strukturen. Periphere Nerven bestehen zu 50 bis 90% aus Faszien. Dieser hohe bindegewebige Anteil ist sowohl funktionell notwendig, als auch therapeutisch relevant, weil die Faszien das Nervengewebe von außen wirkenden Kräften entkoppeln.

Somit schaffen Faszien die Grundlage für Vitalität und Mobilität des gesamten Körpers. Sie umhüllen und tragen die Organe, alle Muskeln und das gesamte Gefäß- und Nervensystem; Faszien verbinden alle Einzelteile des Organismus zu einer funktionierenden Einheit und koordinieren alle Funktionen untereinander.

mit freundlicher Genehmigung von Andreas Haas, Integrative Faszientherapie®, www.manus.at